Gott sei Dank - Koebenhavn
Voll Zuversicht begann unser kleiner Wochenendtrip um 19.00 Uhr in Richtung Berlin. Diesmal ließen wir uns auf ein ganz neues Reiseverkehrsmittel ein: wir wollten die ganze Strecke mit dem Zug bewältigen.
Mühsam wurden im Vorfeld Tickets organisiert und die besten Verbindungen herausgesucht. Nach Monaten der anhaltenden Dürre in Deutschland fühlte ich mich sehr pflichtbewusst, weil ich das klimafreundlichste Reisemittel erwählt hatte. Da ahnte ich noch nicht, was auf uns zukommen würde 🙈
Pustekuchen - aus 40 Minuten wurden schnell 140 Minuten. Am Infopoint riet uns eine völlig ausgelaugte Mitarbeitern auf jeden Fall den Weg Richtung Hamburg anzusteuern, dort im Rahmen unseres Fahrgastrechtes zu übernachten und am nächsten Morgen den nächsten Zug nach Kopenhagen zu nehmen.
Brav warteten wir mit hunderten anderer, bis irgendein Zug Richtung Hamburg abfahren würde. Zwei sollten fast zeitgleich starten und als der erste einfuhr, überließen wir der riesigen Masse an gestrandeten den Vortritt.
Der beste Lehrmeister ist bekanntlich dein letzter Fehler - wir hätten direkt in diesen Zug steigen sollen, egal wie überfüllt er war, denn kurz vor Ankunft des zweiten wurde dieser spontan abgesagt 😬
Langsam nagte die Müdigkeit an uns, doch die Laune war überraschender Weise immer noch gut. Wenn auch kräftezehrend, war dieses Abenteuer doch eine willkommene Abwechslung vom Alltag.
Gefühlt 200 irrwitzige E-Mails zur Verspätungslage später nahm uns um 23.30 Uhr endlich ein Zug mit nach Hamburg. Die Erleichterung war groß, wir hatten sogar einen Sitzplatz 🥳
Für ein kleines Schmunzeln sorgte auch der latent schwarze Humor des Zugbegleiters, der mit seinen Angaben versuchte das beste aus dieser katastrophalen Situation zu machen.
Um etwa 01.30 Uhr landeten wir in Hamburg Hauptbahnhof und wanderten direkt zur Reisende Information. Der Mitarbeiter war bereits dabei die hilflose Horde an Gestrandeten, ganz Hamburg-like, wie ein Marktschreier zu organisieren. Nicht nur die Züge aus Berlin kamen mit immenser Verspätung an, auch aus Frankfurt trafen Reisende 180 Minuten später ein.
Uns erklärte er, er würde uns in einem Taxi über die Grenze nach Padborg schicken und dort würden wir tatsächlich noch in unseren geplanten Zug steigen können.
Der kurze Gegencheck per Handynavigation prognostizierte ein Ding der Unmöglichkeit, die Strecke innerhalb von zwei Stunden mit dem Auto zu bewältigen. Er würde das nicht zum ersten Mal machen, wir sollten ihm Vertrauen - mach dem Bahn-Fiasko heute eine sehr mutige Bitte, aber eine andere Wahl hatten wir auch nicht.
Als der erste Taxifahrer gen Dänemark ankam, erinnerten wir uns an den Fehler des früheren Abends und ließen allen Altruismus außen vor: wer zuerst kommt, kommt vielleicht auch an.
Und so flogen wir mit zarten 200 Sachen nach Dänemark. Unser Fahrer war nicht nur optimistisch, er war quasi professioneller Ersatzverkehrfahrer und versicherte uns immer wieder, wir würden den Zug auf jeden Fall schaffen.
Mein Gebet wurde erhört - pünktlich um 07.00 Uhr morgens landeten wir tatsächlich in Kopenhagen am Hauptbahnhof. Danke Odin 😉
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