Die Stadtführung war kaum vorüber, da saß ich schon im Bus zum Flughafen von Edinburgh. Nein, es sollte nicht mit dem Flieger weiter gehen, aber der Großteil meiner Reisegruppe war auf diesem Wege angereist und so trafen wir uns dort. So anstrengend meine Anreise per Zug mit dem riesigen Rucksack auch war, so froh war ich schließlich darüber, als klar wurde, dass es nicht alle Koffer bis nach Schottland geschafft hatten. Laut unserer Reiseleiterin sei das auch kein Einzelfall, was ziemlich erschreckend ist, denn wir reden hier nicht über einen Bikini, den man mal eben nachkauft, sondern über teures Wanderequipment 😱 Die Betroffenen blieben trotz alle dem recht gelassen, ich ziehe meinen Hut davor.
Wir fuhren also gen Nordwesten. Vorbei an den Kelpies in Falkirk, die man von der Autobahn aus kaum übersehen kann. E s sind riesige Pferdekopf-Skulpturen der schottischen Fabelwesen, welche im Wasser lebende Formwandler sind, die über der Wasseroberfläche oft in dieser Form erscheinen. Auch sie zeigen, wie präsent die Mythen in diesem Land immer noch sind.
Ebenso nur von Weitem betrachten konnten wir Stirling Castle, das ebenso wie das Edinburgh Castle auf einer unübersehbaren Felsformation thront.
Danach begann sich die Landschaft zu wandeln. Die Hügel wurden hügeliger, die Seen seeiger und die Siedlungen vor allem weniger. Nur 6% der Fläche Schottlands sind bewohnt, im Vergleich dazu in sind es in Deutschland fast 15%, bei deutlich höherer landwirtschaftlicher Nutzfläche. Aber genau das macht den Reiz dieses Landes aus: hier darf die Natur an vielen Stellen noch ihr eigenes Ding machen, ohne dass sie der Mensch in Formen zwingt.
Den Loch Lomond im Trossachs Nationalperk kenne ich schon, bis hier hin hatte ich es vor 10 Jahren achon einmal geschafft. Ab jetzt beginnt die Neuerkundung, denn so weit in den Norden unserer Erdkugel bin ich noch nie vorgestoßen.
Beeindruckende Landschaften flogen am Fenster vorbei. Kaum zu glauben, dass ich in den nächsten Tagen einfach von diesen sanften Hügelketten verschluckt werde. Wenn man genau hinschaut, kann man sogar sehen, wie die Gletscher einst an den Bergen genagt haben.
Das Rannoch Moor ist ein Hochmoor, also eines das nach oben wächst und ein immens wichtiges Ökosystem. Den hier entstehenden Torf hat man auch lange Zeit abgebaut, irgendwann aber auch begriffen, dass das Moor seine Zeit zur Regeneration braucht, denn es ist wichtig für den natürlichen Kreislauf. Theoretisch kann man hier dennoch überall umher streifen, denn in Schottland gibt es ein "Right to roam", sozusagen ein Recht umherzuwandeln, das lediglich durch ein verschlossenes Tor eingeschränkt wird. Ist es offen, so tritt ein, denn Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben.
Schließlich fuhren wir in das Glencoe ein, das "Tal der Tränen". Der traurige Name deshalb, da sich hier im Jahre 1692 eine Tragödie um zwei der ältesten Clans von Schottland ereignete. Sie wurden vom damaligen König gegeneinander ausgespielt und schließlich schlachteten die englischen Soldaten den Clan der MacDonalds brutal nieder, nach dem sie 10 Tage lang von der Gastfreundschaft der Highländer profitiert hatten.
Die Spuren der Gewalttat sind zum Glück verblasst und die atemberaubende Landschaft lässt einen auf ganz andere, schönere Gedanken kommen.
Schließlich erreichten wir unseren Ausgangspunkt für die nächsten Tage, das Örtchen Ballachulish, das direkt an einem Fjord gelegen ist.
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