Kontraste
Nach einem ausgewogenen polnischen Frühstück, was dem englischen scheinbar nicht viel nachsteht, stieg ich wieder auf's Pferd auf und ritt erst einmal auf die ehemalige Deutschordensburg nach Olsztyn.
Kurzer Exkurs: Der Deutschorden oder Deutschritterorden ist mehr oder weniger direkter Nachfolger der Kreuzritter. Ich schreibe bewusst ist, denn es gibt ihn tatsächlich auch noch heute. Mittlerweile bekehren seine Mitglieder allerdings keine Heiden mehr zum Christentum, sondern sind karitativ tätig - z.B. im Rahmen der Malteser-Hilfsorganisation. Das entspricht auch etwa wieder dem ursprünglichen Sinn des Zusammenschlusses, waren sie doch bis ins 12. Jh. für Feldlazarette zuständig. Aber wie das so ist mit der Machtgier, eskalierte der Orden nach Erhalt der Ritterwürde durch den Papst ein bisschen und wurde im 13. Jh. im Baltikum ansässig, um den Barbaren die Gottesfurcht zu lehren... Es floss wieder viel Blut im Namen der römisch-katholischen Kirche, auch wenn die Einheimischen wirklich lang stand hielten. Am Ende setzte sich das Christentum durch und Deutschlands Grenzen waren weit gesteckt - aber dazu sicher mehr im weiteren Verlauf der Reise 😉
Mitte des 14. Jh. entstand im damaligen Allenstein diese hübsche Burg. Heute hat man im Innenhof mit einer Statue sogar den früheren Heiden ein kleines Denkmal gesetzt: eine Babe. Diese steht für die alten Pruzzen-Stämme, deren Glaube dem der Germanen nicht unähnlich war und diente früher wohl als Grenzstein zwischen den Gebieten der einzelnen Stämme.
Die Ausstellung wird von der raffinierten Gewölbedecke fast in den Schatten gestellt.
Wahrscheinlich habe ich den polnischen Verkehr gestern zu früh gelobt. Allein die Fahrt zur Burg war sehr nervenaufreibend und auch der Weg zur nächsen Unterkunft gestaltete sich durch Baustellen und Unfälle als deutlich anstrengender. Heute würde ich auch Zeugin diverser haarsträubender Überholmanöver, da hilft nur ganz tief durchatmen und mit dem Fluss mitschwimmen 🫣.
An dieser Stelle gönne ich mir auch kurz die deutsche Überheblichkeit: dieses Verkehrssystem 🤦🏽♀️ über die Sinnhaftigkeit von Kreisverkehren mit mehreren Ampeln rege ich mich seit England nicht mehr auf... Aber leuchtende grüne Rechtsabbiege-Pfeile, bei denen man trotzdem noch auf den Verkehr von links und querende Fußgänger sowohl auf der eigenen Spur, als auch auf der rechten Seite achten muss, machen für mich wirklich keinen Sinn 😅
Auf jeden Fall war ich froh und dankbar, als ich dann endlich unbeschadet in Mikołajki angekommen war und das Auto abstellen konnte. Dieser Ort ist der völlige Gegensatz zu meinem Schlafplatz von gestern. Ruderte gestern nach Ankunft der letzte Angler mit seiner Nussschale über den stillen See, liegen heute die Jachten wie aufgefädelt an der gut frequentierten Strandpromenade.
Das ist übrigens meine, die Julka 😜
Auch die Unterkunft selbst ist ein krasser Kontrast. Gestern nächtigte ich in einer großen Ferienanlage im nirgendwo, heute schlafe ich im Kinderzimmer mit Gemeinschaftsküche. Dafür sind die Betreiber total nett und zuvorkommend und sobald man das Haus verlässt, muss man erst einmal an Lolek vorbei, bei dem Blick fällt mir das auf jeden Fall sehr schwer 😻












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