Ein letzter Tag in Litauen

 

Wer meine Reisen verfolgt, der weiß, dass ich die schönsten Souvenirs gern auf meiner Haut trage und so konnte ich auch Litauen nicht ohne einen bleibenden Eindruck verlassen. Natürlich auch wieder selbst designed, genug Inspirationen hat es auf der Reise in jedem Fall gegeben. Zum einen natürlich das Eichenblatt, ist die Eiche doch der Master-Baum des Landes und steht für Stärke und Standhaftigkeit. Der große Strichsalat ist ein ursprünglich wohl slawisches Symbol und es erzählt die Geschichte der Farnblüte: diese kann man laut altem Brauchtum nur in der Nacht der Sommersonnenwende erblicken und auch nur für einen winzigen Augenblick. Man darf sich in dieser Nacht auf keinen Fall von den Waldgeistern erschrecken und ablenken lassen, sonst verpasst man sie wahrscheinlich einfach. Wer die Farnblüte erblickt, dessen Wünsche sollen in Erfüllung gehen und er soll ein waches Auge für das Auffinden von Schätzen haben (ich hoffe das gilt auch für die Trägerin des Symbols 😉) und schließlich besteht die Verbindung der Farnblüten aus Othala-Runen. Diese stehen für immaterielles Erbe - also Herkunft, Heimat und Familie - genau um diesen Dingen auf den Grund zu gehen, bin ich schließlich losgezogen. Die Tätowiererin hat ganze Arbeit geleistet, es ist einfach wunderschön geworden. Der Preis war mir allerdings fast peinlich, dafür nimmt in Deutschland nicht mal jemand einen Stift in die Hand.





Stolz wie Bolle mit meinem frischen Tattoo zog ich dann los, um Litauens einzige Wasserburg in Trakai zu besichtigen. Sie befindet sich auf einer Insel in einem zauberhaften See kurz vor der Hauptstadt Vilnius.


Doch nach der Tortur am Morgen hatte ich mir auch endlich ein richtiges Mittagessen verdient, nicht immer nur Nüsse nebenbei auf der Autobahn 😅 die Zeit bis zum Essen überbrückte ich ganz klassisch mit Postkartenschreiben. Leider habe ich aber den Eindruck, dass das ein aussterbendes Ritual ist. Seit Tagen bin ich auf der Suche nach welchen gewesen. Selbst auf der Touri-Nehrung in Nidda verwies man mich nur ans Postamt, woanders gebe es keine mehr. Dabei finde ich diese Art von nostalgischem Urlaubsgruß doch gerade schön oder bin ich da zu altmodisch?

Ich gönnte mir gefüllte Klöße, ein litauisches Original und wurde prompt in die Kindheit zurück versetzt, denn das hat meine Oma auch oft gekocht. Diese hier kamen auch recht nah ans Original ran 🤤 Dazu gab es Apfelsaft mit Kümmel - kannte ich so noch nicht, könnte aber salonfähig werden.


Die Burg in Trakai wurde im 14. Jh. errichtet und unter Anweisung von Fürst Vytautas selbst letztlich fertig gestellt. Sie wurde natürlich auch von den Deutschordensrittern angegriffen, konnte aber standhalten. Im 15. Jh. verlor sie allerdings an Bedeutung und verfiel dann einfach. Erst zu Beginn des 20. Jh. wurde hier wieder mit der Restaurierung angefangen. Wie man sieht, dauert sie immer noch an.


Mein Brüller des Tages: in der Ausstellung zu Kunstgegenständen hängt ein Perlmutt-Bild der Hochschule Mittweida 🤣

Spannend ist, dass es in der Gegend um Trakai immer noch Abkömmlinge der Tartaren und Kaimaren gibt. Das waren turkstämmige Völkergruppen, die durch die Mongolen unter Dschingis Khan mit der sogenannten Goldenen Horde mitgerissen wurden. Ab dem 13. bis ins 16. Jh. wurde hier von der Mongolei über den Balkan bis nach Osteuropa kräftig im Völkerkessel gerührt. So kamen also die ersten Muslime ins Baltikum. 

Da geht auch mir wieder ein Licht auf: dieses 1% griechisch-albanische Gene und meine Mandelaugen... Verrückt, einfach nur verrückt 🤯


Auch vom guten Meißner Porzellan hat man in Litauen gespeist. Nur echt mit Zwiebelmuster.

Dem aufmerksamen Leser mag vielleicht aufgefallen sein, dass es heute noch gar keine heidnische Opferstätte gab. Dabei wird es auch bleiben, denn auf dem Weg zurück nach Polen kommt nur noch das Teufelsloch - und wie ihr wisst opfern die Litauer nur auf Hügeln, nicht in Löchern 😜

Manche sagen Meteoriteneinschlag, die Tafel vor Ort sagt Eiszeit. Wie dem auch sei, ist da mitten im Wald einfach ein 40m tiefes Loch mit einem Durchmesser von knapp 200m am oberen Rand. Auf dem Grund liegt eine etwa 12m dicke Torfschicht. Offenbar hat jemand auch versucht das Schilf Meander-förmig zu rasieren, es sieht von oben dadurch fast ein wenig wie ein Irrgarten aus.




Es mir auch gestern erst wirklich bewusst wurde: ich war deutlich mehr im Auto als im Wald. Das lässt sich nun nicht mehr aufholen, aber ein kleiner Spaziergang ist drin, durch diesen mystischen, alten, schweren Wald Litauens, dessen Geheimnisse leider ein andermal erforscht werden müssen.

Und schließlich endete meine Reise durch dieses wahrlich sagenhafte Land auf der gleichen Straße, wie es begann. Allerdings nicht mit der gleichen Geschwindigkeit, wie vor knapp einer Woche - meine Autofahrerskills habe ich in Litauen auf jeden Fall noch steigern können. Wahrscheinlich brauche ich in Deutschland erst Mal wieder eine kleine Resozialisierungsphase 😅

Dann kam die Grenze. Scheiden tut weh. 

Ade du wundervolles Land mit deiner Natürlichkeit und deiner herrlichen Einöde. Deinem Freiheitsdurst und deinem ganz eigenen Charme. Dieser erfrischenden Ursprünglichkeit. Der gewaltigen Kraft, mit der du dich selbst nach vorn gekämpft hast und den anderen europäischen Ländern kaum nachstehst. Wir werden uns wieder sehen. Vielleicht nicht in diesem Leben, aber für immer im Herzen und auf meiner Haut 🫶🏽🇱🇹🥲



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