Ein letzter Tag in Litauen
Stolz wie Bolle mit meinem frischen Tattoo zog ich dann los, um Litauens einzige Wasserburg in Trakai zu besichtigen. Sie befindet sich auf einer Insel in einem zauberhaften See kurz vor der Hauptstadt Vilnius.
Ich gönnte mir gefüllte Klöße, ein litauisches Original und wurde prompt in die Kindheit zurück versetzt, denn das hat meine Oma auch oft gekocht. Diese hier kamen auch recht nah ans Original ran 🤤 Dazu gab es Apfelsaft mit Kümmel - kannte ich so noch nicht, könnte aber salonfähig werden.
Die Burg in Trakai wurde im 14. Jh. errichtet und unter Anweisung von Fürst Vytautas selbst letztlich fertig gestellt. Sie wurde natürlich auch von den Deutschordensrittern angegriffen, konnte aber standhalten. Im 15. Jh. verlor sie allerdings an Bedeutung und verfiel dann einfach. Erst zu Beginn des 20. Jh. wurde hier wieder mit der Restaurierung angefangen. Wie man sieht, dauert sie immer noch an.
Mein Brüller des Tages: in der Ausstellung zu Kunstgegenständen hängt ein Perlmutt-Bild der Hochschule Mittweida 🤣
Spannend ist, dass es in der Gegend um Trakai immer noch Abkömmlinge der Tartaren und Kaimaren gibt. Das waren turkstämmige Völkergruppen, die durch die Mongolen unter Dschingis Khan mit der sogenannten Goldenen Horde mitgerissen wurden. Ab dem 13. bis ins 16. Jh. wurde hier von der Mongolei über den Balkan bis nach Osteuropa kräftig im Völkerkessel gerührt. So kamen also die ersten Muslime ins Baltikum.
Da geht auch mir wieder ein Licht auf: dieses 1% griechisch-albanische Gene und meine Mandelaugen... Verrückt, einfach nur verrückt 🤯
Auch vom guten Meißner Porzellan hat man in Litauen gespeist. Nur echt mit Zwiebelmuster.
Dem aufmerksamen Leser mag vielleicht aufgefallen sein, dass es heute noch gar keine heidnische Opferstätte gab. Dabei wird es auch bleiben, denn auf dem Weg zurück nach Polen kommt nur noch das Teufelsloch - und wie ihr wisst opfern die Litauer nur auf Hügeln, nicht in Löchern 😜
Manche sagen Meteoriteneinschlag, die Tafel vor Ort sagt Eiszeit. Wie dem auch sei, ist da mitten im Wald einfach ein 40m tiefes Loch mit einem Durchmesser von knapp 200m am oberen Rand. Auf dem Grund liegt eine etwa 12m dicke Torfschicht. Offenbar hat jemand auch versucht das Schilf Meander-förmig zu rasieren, es sieht von oben dadurch fast ein wenig wie ein Irrgarten aus.
Es mir auch gestern erst wirklich bewusst wurde: ich war deutlich mehr im Auto als im Wald. Das lässt sich nun nicht mehr aufholen, aber ein kleiner Spaziergang ist drin, durch diesen mystischen, alten, schweren Wald Litauens, dessen Geheimnisse leider ein andermal erforscht werden müssen.
Und schließlich endete meine Reise durch dieses wahrlich sagenhafte Land auf der gleichen Straße, wie es begann. Allerdings nicht mit der gleichen Geschwindigkeit, wie vor knapp einer Woche - meine Autofahrerskills habe ich in Litauen auf jeden Fall noch steigern können. Wahrscheinlich brauche ich in Deutschland erst Mal wieder eine kleine Resozialisierungsphase 😅
Dann kam die Grenze. Scheiden tut weh.
Ade du wundervolles Land mit deiner Natürlichkeit und deiner herrlichen Einöde. Deinem Freiheitsdurst und deinem ganz eigenen Charme. Dieser erfrischenden Ursprünglichkeit. Der gewaltigen Kraft, mit der du dich selbst nach vorn gekämpft hast und den anderen europäischen Ländern kaum nachstehst. Wir werden uns wieder sehen. Vielleicht nicht in diesem Leben, aber für immer im Herzen und auf meiner Haut 🫶🏽🇱🇹🥲
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