Hej då Jamtland

Wie als wolle der Wetter-Gott uns den Abschied leichter machen, schickte er uns noch ein paar Ragnarök-artige Gewitterwolken am letzen Abend im wilden Jamtland.


So langsam wird es Zeit, den langen Rückweg anzutreten. Immerhin haben wir noch ein paar mehr Tage im schönen Schweden vor uns. Trotzdem schwingt etwas Wehmut mit, denn gerade die letzten Tage haben uns sehr geerdet und wachsen lassen.

Mir ist wieder einmal mehr bewusst geworden, dass es die kleinen Dinge im Leben sind, die essentiell für mein Wohlbefinden sind. Nichts davon kann man mit keinem Geld dieser Welt kaufen. Es ist das Sonnenlicht, dass morgens durch die Blätter der Bäume im Wald auf mein Gesicht fällt. Es ist das klare, zart plätschernde Wasser im Fluss, dass mich von außen wie von innen erfrischt. Es ist das Lachen eines lieben Menschen, wenn man zusammen herumalbert. Es ist mein starker, gesunder Körper, der mich selbst durch die extremsten Situationen sicher trägt. Es ist die wohlige Wärme des Feuers, die alle Strapazen vergessen lässt. Es ist der klare, frische Wind, der mich ins Hier und Jetzt holt. Für all das bin ich sehr, sehr dankbar und demütig. Was ist es doch für ein Privileg, genau dieses Leben leben zu dürfen. Aho 🙏🏽

Ein großer Dank geht an dieser Stelle auch an die lieben Menschen hier oben hinaus. Es ist für mich nicht selbstverständlich, dass man derart liebevoll, offen und freigiebig gegenüber Fremden ist. Auch das ist etwas, was ich hier lernen durfte und ich hoffe inständig, mein (wohl ziemlich deutsches) Grund-Misstrauen in die Menschheit dadurch etwas ablegen und auch selbst in Zukunft mit guten Beispiel voran gehen zu können.


Der letzte Stop in der Region Jamtland war der Runenstein in Östersund. Ich war tatsächlich ein wenig enttäuscht, steht er doch mehr oder weniger mitten in der Stadt, im Innenhof zwischen Kirche und Fitnessstudio. Aber so ist das eben mit Besiedelung, immerhin ist er überhaupt erhalten geblieben.

Errichtet wurde er im Jahr 1050, im Gedenken an die Christianisierung Jamtlands und den Bau der ersten Brücke auf die Insel Frösön, deren Weiterentwicklung man hier im Hintergrund sieht. Das hier ist wohl der nördlichste Runenstein, den Schweden vorzuweisen hat. Bis hier her kamen sie also nur, die Wikinger. Die meisten Runensteine selbst sind übrigens eher weniger mythische Artefakte. Sie wurden von mehr oder weniger mächtigen Menschen errichtet, die für ihre Zeit und Region wichtige Dinge geleistet haben und daher eine Art Denkmal. 


Und nun kommen wir doch einmal zu den ganz weltlichen, nicht wirklich überlebensnotwendigen Dingen: den Genussmitteln. Eine essentielle Sache in ganz Skandinavien ist die Lakritze und die esse ich ja nun schon wirklich sehr gern. Noch mehr liebe ich leicht perverses Essen und auch hier wird mein Geschmack bedient - es gibt Datteln in Salmiak-Pulver gewälzt, Schokoriegel mit fettem Lakritzkern und sogar Salami mit Süßholzwurel 🤤


Der Tag endet nach einigen Kilometern Strecke an einem wunderschönen See. Irgendwie fordert das Abenteuer vom Wochenende seinen Tribut und ein paar Erkältungssymptome zeigten sich. Es ist schon spannend, wie sehr man draußen in der Wildnis vor Kraft und Energie strotzt und das einen dann in der Zivilisation einholt. Vielleicht hätten wir's doch im Sumpf aussitzen sollen.
Wie dem auch sei: wer krank ist, der braucht gutes Essen! Also Feuer gemacht und dicken Rinder-Eintopf im Dutch Oven gekocht. Smaklig måltid 👩🏽‍🍳



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