Sumpferkundung mit Geschenken

Zum heiligen Sonntag konnten wir nun endlich Mal ausschlafen und das auch noch ganz weit ab vom Schuss, mitten im schwedischen Sumpfgebiet. Die einzigen Plagegeister, die uns hier noch nerven konnten waren die Mücken. Immerhin hatten wir den Bus für die Nacht mückenfrei bekommen und so wirklich etwas erholsamen Schlaf erfahren können.

Frisch gestärkt brachen wir dann in die Sümpfe auf. Es ist schon faszinierend, wie eine Landschaft aussehen kann in der meilenweit keine Menschenseele anzutreffen ist. Das kann man sich tatsächlich gar nicht vorstellen, wenn man nur die Forst-Wälder im total dicht besiedelten Deutschland kennt. 

Erster Fund des Tages war die Moltebeere. Sie wächst nur in der nördlichen Hemisphäre, also Skandinavien, Kanada, Sibirien & Co. Dieses kleine Kraftpaket ist so reich an Vitamin C, dass wohl schon die Wikinger sie mit auf See nahmen, um Skorbut vorzubeugen. Heute ist sie eine der teuersten Früchte der Welt, da sie auch nicht gerade auf großer Fläche wächst, wie etwa die Blaubeeren. Umso mehr freut man sich dann, wenn man Mal an einem reifen Früchtchen vorbei kommt. Geschmacklich erinnert sie an Apfelmus oder Quittenkompott - saulecker auf jeden Fall 🤤 Auf Englisch heißt sie übrigens Cloudberry. Vielleicht weil ihre Form an Wolken erinnert oder die kleinen Perlen auf der Zunge wie Wolken zergehen.



Der Marsch durch die Sumpflandschaft ist schon auch ein wenig anstrengend, denn man läuft die ganze Zeit wie auf einem Schwamm. Die Moosdecke ist wahnsinnig artenreich, die vielen Farben und Formen muten fast schon psychedelisch an. Wenn man länger an einer Stelle stehen bleibt, sinkt man ein und hinterlässt eine tiefe Spur, bis sich der Schwamm wieder langsam erhebt. Wäre es nicht so nass, dann würde ich mich unheimlich gern hinein legen - eine natürliche Memory-Foam-Matratze.

An einem kleinen See ließen wir uns auf einer Landzunge nieder und errichteten ein kleines Camp. Dann wurde die Angel wieder ausgepackt - so ein Marsch macht hungrig. 

Ich ging in der Zeit weiter auf Entdeckungstour. Fund Nummer zwei ließ mein Herz höher schlagen: der Chaga-Pilz oder auch der Schiefe Schillerporling. Diese Pilzart ist so ziemlich der teuerste Heilpilz auf dem Markt (bis zu 150€ pro 100g), denn er lässt sich nicht kultivieren, wächst nur wild und nur in den kalten Regionen des Nordens. 

Er befällt überwiegend Birken und bildet nach außen hin eine dicke, runzlige Borken, die an verbrannte Kohle erinnert. Bricht man ihn auf, so ist er innen karamellig bis goldgelb. Zum Glück sind die Merkmale eindeutig, man kann ihn nicht verwechseln.

Ihm wird vor allem eine gute Wirkung gegen Krebs nachgesagt. Schon der Großfürst von Kiew habe im 11. Jahrhundert eine Krebs-Therapie mit diesem Pilz erfolgreich abgeschlossen. Mehrere Studien mit Versuchstieren konnten das bisher sogar bestätigen, klinische Studien mit Menschen gibt es dazu noch nicht ausreichend. Ich habe die leise Vorahnung, dass die Pharmaindustrie daran nicht so ganz interessiert ist... Doch der Tee aus diesem Pilz stärkt auch das Immunsystem und die Leber - alles in allem ein Jackpot.

Nach so viel Aufregung meldete sich auch bald der Hunger. Mein Gefährte war nicht minder fleißig als ich und hatte in der Zeit schon einige Fische gefangen. Die drei dicksten bruzelten wir über dem Feuer. Zackenbarsch schmeckt unheimlich lecker und das besonders, wenn man ihn an Ort und Stelle bei Top-Wetter über offenem Feuer röstet. Was ein Leben hier draußen 🥰



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