Nach einer schwitzigen, aber erholsamen Nacht sattelten wir, mit dem Plan das Dänische Nationalmuseum direkt vormittags abzuhaken, unsere beiden Esel 🚲
Der Radfahrer ist in dieser Stadt einfach König, weshalb man ihm sogar komfortable Fußabstellmöglichkeiten an der Ampel geschaffen hat:
Wie das Leben so spielt, kam uns natürlich etwas in die Quere: ein kleiner Flohmarkt, direkt vor dem Museumsgebäude. Nach kurzer Sichtung der Ware wurde uns schmerzlich bewusst, dass wir nichts kaufen konnten, nicht einmal selbstgebackene Kekse für 5 Kronen 😭
Wie scheinbar überall außerhalb Deutschlands, braucht man in Dänemark fast kein Bargeld mehr. Die Kreditkarte hatte bereits gestern überall gute Dienste geleistet, aber bei Second Hand ist nur Bares Wahres - zumindest für uns Ausländer. Wir hätten auch gern auf dem für uns üblichen Weg für schnelle, digitale Transaktionen bezahlt, doch diesen Dienst nutzen hier keiner. Als dänischer Staatsbürger hat man "Mobile Pay", das kann man allerdings nur mit dänischem Bankkonto nutzen 😑
Der erste Gedanke: Geldautomat. Doch im näheren Umkreis fanden wir nur romantische Innenhöfe wie diesen:
Zweiter Gedanke: Wechselstube am Bahnhof. Also wieder aufgesessen und noch einmal 5 Minuten geradelt. Durch hohen Reisendenandrang am Wochenende, von denen jeder Dritte auch in Dänische Kronen investieren wollte und einen kurzen Stopp am Thai-Buffet verzögerte sich unser ganzes Vorhaben ein wenig. Mit frisch gepresstem Bargeld bewaffnet stürzten wir zurück zum Flohmarkt - um eine ernüchternde Erkenntnis zu machen: das Hemd, was sich Nico ausgeguckt hatte war bereits verkauft 😩 Aber anscheinend sollte es einfach nicht sein, er hat ja auch eigentlich schon genügend Hemdauswahl im Schrank. Zum Trost konnten wir nun wenigstens den hausgemachten Eistee und die Kekse kaufen 🤤
Zur späten Mittagszeit schafften wir es dann doch endlich ins Museum.
Man durchläuft hier chronologisch die Geschichte Dänemarks und Europas, beginnend mit der Steinzeit. Besonders ausgiebig wurde sich der Bronzezeit gewidmet. Ich werde mich wohl bald der Reproduktion dieses bequemen Bronzezeit-Outfits widmen - vielleicht ein Winterprojekt 🧶🪡
Ein besonders einzigartiges Ausstellungsstück ist der Kessel von Gundestrup. Es handelt sich hierbei um einen Silberkessel, der in einem Moor in Jütland gefunden wurde und neben keltischer Symbolik auch Tiere aus deutlich südlicheren Gefilden zeigt. Man vermutet, dass das Schmuckstück aus dem Balkanraum stammt und dort von Kelten in Auftrag gegeben wurde. Wie der Kessel schließlich in den germanischen Kulturkreis fand ist unklar. Man ist sich lediglich sicher, dass er wie viele wertvolle Gegenstände, zu Ehren der Götter schließlich im heiligen Sumpf versenkt wurde.
Er ist ein Beweis dafür, dass Reisen kein Phänomen der Neuzeit ist. Gerade in Europa ist schon bereits vor Beginn der Aufzeichnungen wahnsinnig viel in Bewegung gewesen und das nicht nur im kriegerischen Sinne. Handel wurde über alle möglichen Himmelsrichtungen getrieben. Menschen haben ihre Heimat verlassen, um woanders neues Glück zu finden. Besonders die Wikinger waren auch von einer gewissen Abenteuer- und Entdeckerlust getrieben. Unser Motiv heute ist dabei doch ein ähnliches, wenn auch mit etwas weniger Plünderungen verbunden 😅
Unser Aufenthalt im Nationalmuseum zog sich auf jeden Fall über den halben Nachmittag. Langweilig wurde es dabei jedoch nicht: eine Schauspielgruppe inszenierte (leider nur auf Dänisch ☹️) den Mythos des Ragnarök, der nordischen Apokalypse. Dabei turnten Figuren wie eine Schicksals-Norne, Fenrir der Wolf, Loki und Odin selbst munter und sehr authentisch zwischen Schaukästen und Tafeln auf und ab.
Nach kurzer Kaffeepause widmeten wir uns den Wikingern und wurden mit einer Videosequenz über mehrere Leinwände Teil eines Raubzuges, mit all seinen Tücken.
Dann doch etwas müde vom vielen Input schlenderten wir dann eher unaufmerksam durch die Ausstellung zu den ethnologischen Völkergruppen weltweit. Ich versuchte mich immerhin als Shiva-Abbild und war sehr froh, dass hier eher "gucken" und weniger "lesen" gefordert war.
Im Nachhinein viel uns auf, dass wir den Teil mit dem dänischen Mittelalter und Neuzeit völlig ausgelassen haben. Dafür wäre nach knapp 3 Stunden aber auch nur noch wenig Konzentration übrig gewesen, vielleicht beim nächsten Mal.
Uns trieb es wieder hinaus in die Sonne und hin zum typisch dänischen Mittagessen: dem Smørrebrød 🥪 Im Grunde handelt es sich hierbei um eine Scheibe saftigen Vollkornbrotes mit üppigem Belag. Für mich an der See natürlich mit frischem Fisch:
Mit der leichten und gesunden Stärkung im Magen weckten wir unsere Reittiere aus dem Mittagsschlaf und trieben sie in Richtung Strand.
Was passt besser zum Kopenhagener Beach-Feeling als ein Eis? Richtig: eine Lakritz-Eis 🍦 es mag befremdlich klingen, ist aber wirklich sehr sehr lecker 🤤
Vom sehr gut gefüllten Amager Strand aus kann man bis nach Malmö hinüber schauen. Deutlich zeichnete sich am Horizont die Øresundbrücke ab, die Dänemark mit Schweden verbindet.
Im Wasser baden waren wir zwar nicht, genug erlebt und viel bewegt haben wir uns heute trotzdem.
Auch wenn die Preise für uns doch horrend erscheinen mögen (das ist auch der Grund, warum die Postkarten aus Hamburg kommen werden 😉), ist es dennoch Urlaub und da kann man sich doch Mal etwas gönnen. In unserem Falle herrlich ausgefallene Pizzen von renommierten Pizza-Bäcker 🍕🤤
Müde aber sehr zufrieden fallen wir nun ins Bett - soll Ragnarök ruhig kommen 😉
Kommentare
Kommentar veröffentlichen