Auf den Spuren der Pharaonen

Zum heiligen Sonntag in aller Herrgottsfrühe aufzustehen ist Quälerei. Doch für unseren Kulturtrip nach Luxor wurden wir um 03.45 Uhr abgeholt, da mussten wir dann einfach durch 😅

Immerhin konnten wir auf der Busfahrt ein wenig Schlaf nachholen, denn auf einer Fahrt im Dunkeln durch die Wüste verpasst man wenig. Als die Sonne dann aber aufgegangen war, wurden die Bilder auch interessanter. Etwas, dass wie ein Bahndamm aussah verlief parallel zur Straße, jedoch konnte darauf kein Zug fahren. Während der ägyptischen Revolution 2011 hatten gierige Diebe alle Gleise stiebitzt. Lediglich auf Höhe der Polizeistationen ließ man das Metall liegen 🙈

Schließlich bogen wir ins Landesinnere ab und die Wüste wich plötzlich der Zivilisation 😳.

Neben den 95% Wüstenlandschaft gibt es 5% sehr grünes Ägypten, nämlich entlang des längsten Flusses der Erde: dem Nil.

Plötzlich fuhren wir an Zuckerrohrfeldern, Palmen und blühenden Pflanzen vorbei. Das Wasser des Nils und seiner Seitenarme spendet hier in der Wüste wahrhaftig Leben. Hier fahren die Leute auch lieber mit dem Zug von Assuan im Süden bis nach Kairo im Norden entlang des Flusses, statt die Schienen zu klauen 😉


Der antike Name der Stadt Luxor ist Theben. Rund um die Stadt hat der Nil eine 5km breite fruchtbare Grünfläche geschaffen, jeweils von beiden Ufern aus. Ursprünglich lag die Stadt nur östlich des Flusses, denn im Osten geht die Sonne auf, der Osten bedeutet Leben. Alle Tempelanlagen, die zur Verehrung der Götter erbaut wurden befanden sich daher auch auf der Ostseite des Nils.

Vorbei an einer 2,5 km langen Pracht-Allee gesäumt mit über 300 Sphinxen, welche den Luxor-Tempel mit dem Karnak-Tempel verbindet, schickten wir uns an die Überreste letzteren zu besichtigen.
Mittlerweile sind die Sehenswürdigkeiten vollständig ins Stadtbild integriert. Es ist schon etwas merkwürdig, die Überbleibsel antiker Hochkulturen nun mitten zwischen modernen Wohnblöcken zu finden.

Zu Beginn war der Karnak-Tempel dem Sonnengott Amun-Ra gewidmet, welcher mit einem Widderkopf und einer Sonnenscheibe darauf dargestellt wird. In der altägyptischen Mythologie glaubte man an Maat, die kosmische Grundordnung. Diese konnte durch den Mensch durcheinander gebracht werden. Um sie wieder gerade zu rücken, musste der Pharao oder seine Hohepriester im Tempel beten und Opfer darbringen.

Bis weit in die römische Antike wurde der Tempel-Komplex durch die Pharaonen um ihre eigenen Bauten erweitert, er ist der größte in ganz Ägypten. Dabei wurde jedoch nach dem Tod des Vorgängers selten dessen letztes Projekt vervollständigt, sodass gelegentlich eine kleine Asymmetrie im Gesamtbild herrscht. Das mit dem "nicht zu Ende bauen" hat sich scheinbar bis in die Neuzeit durchgezogen, denn auch heute sieht nahezu keines der Wohnhäuser fertiggestellt aus. Das mag allerdings daran liegen, dass man hier nur Grundsteuer zahlt, wenn das Haus auch wirklich fertiggestellt ist... Die meisten cleveren Ägypter lassen sich also die Option offen, ihre Bleibe noch um ein Stockwerk zu erweitern 😅






Ursprünglich gab es einmal zwei von den riesigen Obelisken aus Granitstein im Tempel, einer davon steht nun jedoch in Paris, er wurde im 19. Jh. an Frankreich verschenkt. 


Früher reichte das Nilufer bis an die Anlage heran und auch heute ist der Fluss nicht weit entfernt. Wir überquerten den Fluss lebendig, um an das an das Westufer zu gelangen. Dort wo die Sonne untergeht und die alten Pharaonen ihre letzte Ruhestätte fanden.




Um heil rüber zu kommen übernahmen wir gleich selbst das Steuer 👮🏼‍♂️👮🏽‍♀️


Am Westufer liegt das Tal der Könige, die Nekropole des alten Ägyptens. Bis heute wurden über 60 Gräber und Gruben entdeckt. Man vermutet jedoch weitere, weshalb die Ausgraben immer noch andauern.


Die ersten Königsgräber wurden, wie in Gizeh, in Form von Pyramiden erbaut. Da es jedoch selbst zu damaliger Zeit schon gierige Grabräuber gab, verlegte man die mit reichen Totengaben gefüllten Ruhestätten später teilweiser tief ins Erdreich und versah sie mit nur wenigen, unscheinbaren Zugängen.



Das jüngst entdeckte Grab ist das des Kindkönigs Tutanchamun. Jahrzehntelang lag sein Eingang verborgen unter dem Aushubschutt eines Nachbargrabes, bis das weitestgehend unversehrte Grab 1922 von Howard Carter entdeckt wurde. Tutanchamun gilt als Sohn des Echnaton und der schönen Nofretete und starb im Alter von 17-20 Jahren, Todesursache ungeklärt. Zu ihn gehört die bisher kleinste Grabstätte, jedoch ist seine Mumie die einzige, die auch heute noch in ihrem Grab liegt. In der Hauptkammer finden man auch die am besten erhaltene Wandbemalung, deren Farben bisher nicht restauriert wurden und noch fast genauso leuchten wie vor 3000 Jahren.



Neben Tutanchamun liegen hier noch weitere altägyptische Größen, wie z.B. diverse Generationen des Ramses in ebenso reich verzierten, aber größeren Grabkammern.




Manche der Hyroglyphen-Inschriften sind bis heute nicht eindeutig übersetzt und es ist verständlich, dass sich darum die wildesten Theorien, bis hin zu Außerirdischen, ranken 👽.







Südlich des Tals der Könige liegt das Tal der Königinnen. Doch eine von ihnen hat sich schon zu Lebzeiten ihr eigenes Denkmal geschaffen: Königin Hatshepsut. Sie war die Hauptgemahlin von Ramses II und zugleich seine Schwester (Inzucht war damals absolut legitim 🙈) sie hatten keinen gemeinsamen Sohn, der offizielle Thronfolger, Ramses III stammte von einer Nebenfrau. Als der Pharao starb war dieser Sohn jedoch gerade einmal 3 Jahre alt und damit eindeutig zu jung zum regieren. Hatshepsut legitimierte stattdessen ihren Herrschaftsanspruch, in dem sie behauptete von Amun-Ra selbst gezeigt worden zu sein (wie natürlich jeder andere Pharao auch 😉). Oft wurde sie auch in Männerkleidung dargestellt. Ihre Regierungszeit war eine der blühendsten in der ägyptischen Geschichte. 



Von hier hat man auch einen tollen Blick auf das in der weiten Nilebene liegende, grüne Luxor.






Ihr eigener Totentempel ist auch einer der wenigen Orte, an dem es noch Abbilder von ihr gibt. Nach ihrem Tod hat die meisten sozusagen "ausradiert". Lange Zeit nahm man an, dass ihr Stiefsohn dies veranlasst hatte, da sie ihn quasi um seine Regentschaft gebracht hatte. Mittlerweile ist man aber der Ansicht, dass es erst viel später passierte. Scheinbar war eher ein neuzeitlicher Herrscher nicht ganz damit einverstanden, dass die lange Reihe der Könige von einer Frau unterbrochen wurde, auch wenn sie sehr viel mehr gutes für das Land vollbracht hat, als ihre männlichen Kollegen.

Unseren Ausflug ins alte Theben rundete der Sonnenuntergang vor den Memnonkolossen ab, das einzige was vom einstigen Tempel des Amenophis noch stand hält.



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