Grenzerfahrungen

Nach dem ich meinen ganzen Claim wieder abgebaut hatte und abreisefertig war, hatte ich so richtig schlechte Laune. Ich bin bekanntlich kein Morgenmensch und brauche in der ersten Stunde des Tages vor allem eins: RUHE. Genau das ist das, was du auf einem Campingplatz niemals finden wirst. Das ist schlimmer als 6-Bett-Zimmer im Hostel. Ich hatte mir aber auch den meistfrequentiertesten Campingplatz in der touristischsten Gegend des Landes rausgesucht - mein meinen üblichen Draußen-in-der-Natur-schlaf-Biwak-Abenteuren hat das absolut überhaupt nichts zu tun. Das ist das Trauma aus dem Zeltlager in der 7. Klasse mit Gruppendusche, aus jeder Ecke angestarrt werden und allem drum und dran. Wie können Menschen das freiwillig wollen? Aber ich bin um eine Erfahrung reicher... Möge der Rest des Tages besser werden 🙏🏽

Als Entschädigung habe ich mir vom Universum Räucherfisch gewünscht - und am Hexenhügel in Judokrante an einem Häuschen geklingelt, aus dem mir eine kernige Omi zwei riesige Filets zum Spottpreis eintütete. Endlich. Denn das war das einzige doofe an meinen Fastenurlaub im Februar: ich war an der Ostsee und konnte keinen frischen Räucherfisch genießen. Aber diesmal musste ich nicht ohne abreisen und
frühstückte gleich noch mit sonnigem Blick auf's Haff.

Zurück aufs Festland ging's natürlich mit der Fähre. Ich muss meine Aussage von gestern auch relativieren, denn der Ticketpreis gilt tatsächlich für Hin- und Rückfahrt. 


Es galt heute wieder eine sehr große Strecke zurück zu legen, fast bis nach Vilnius sollte ich kommen. Wieder auf festem Boden galt es also keine Zeit zu verlieren.

Für einen Zwischenstopp hatte ich mir den Rambynas Hügel ausgesucht. Dieser gilt als bedeutsamster Hügel der Region des Klein-Litauens auf ehemals ostpreußischem Gebiet. Hier wurden durch die Schalauer noch bis ins 19. Jh. hinein Sonnenwendfeste begangen und den alten Göttern gehuldigt. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges zerstörte man dann den Altar auf dem Berg, heute hat man einen Gedenkstein errichtet.


Bei dieser Aussicht kann ich mir gut vorstellen, warum  der Kontakt zu den Göttern hier besonders gut geklappt haben soll. Der Fluss ist übrigens die wundervolle Memel...


... und in der Ferne erkennt man die Silhouette der Stadt Tilsit. Ja, das ist schon wieder oder immer noch Russland.


Da mich dieser schwarze Fleck auf der Karte so sehr fasziniert hat, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, den Mokka wieder über die sehr ursprünglichen Straßen zu jagen, immer entlang der Grenze.


Näher geht quasi nicht, es ist zum Greifen nahe 😅


Aber irgendwann musste ich mich auch einfach abwenden und weiter fahren. Kurzer Stopp an einer knapp 170-jährigens Hexen-Fichte. Beeindruckender Baum mit all seinen Stämmen und wieder sehr schön, dass die Litauer ihn so pflegen.


Und nach dem ich nun ab Kaunas wieder den gleichen Weg fuhr, wie zu Beginn des Weges in den Norden, schließt sich der Kreis. Ich beende den Tag völlig übermüdet und ausgehungert auf einem Campingplatz - leider doch wieder. Aber der ist deutlich weniger gut besucht und liegt direkt an einem See. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Wasserburg von Trakai. Die schaue ich mir morgen noch an und dann wird das auch der letzte Tag in Litauen sein. Denn zum Abschluss zieht es mich noch mal in die Heimat meiner Großmutter nach Suwałki.







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