Stürmische See

Es hat heute morgen zwar nicht mehr geregnet, dafür blies der Wind mit teilweise fast 50 km/h aus gefühlt allen Richtungen. Aber was will man machen, als Kapuze auf und los.

Und zwar erst Mal Richtung Norden, nach Senoji Ipiltis. Auch dort hat jemand vor einiger Zeit gegraben und komische Sachen entdeckt, wie zum Beispiel die Überreste einer Burg, hier mit frischem Holz schemenhaft markiert:


Auch interessant zu wissen, dass ich mich mittlerweile näher an St. Petersburg, als an Berlin befinde. Meine Litauisch-Kenntnisse sind bemerkenswert oder? 😜



Aber nicht nur eine Burg hat man hier vermutet, auch einen heidnischen Tempel. Hier hatte ich tatsächlich auch mal das Gefühl, dass irgendwas präsent ist. 
Der Sage nach hielt ein baltischer Stamm an diesem Ort sehr lang den Deutschordensrittern stand. Die Tochter des obersten Priesters hatte das Gelübde abgelegt, für immer das heilige Feuer zu bewachen, das einst von Geistern entfacht wurde, damit es niemals ausginge und immer Schaden von Stamm abwendete. Doch die Tochter verliebte sich unsterblich in einen Ritter der Erzfeinde und brach ihr Gelübde. Als die anderen Priester davon erfuhren, waren sie sehr erzürnt und opferten sie im heiligen Feuer den Göttern. Ihr Vater der oberste Priester, legte dann sein Amt nieder und streute die Asche seiner Tochter in die am Fuße des Tempelhügels gelegene Quelle des Flusses. Er benannte ihn nach seiner armen Tochter, weshalb er bis heute Sventoji heißt.



Oben auf dem Hügel konnte man auch richtig weit gucken. Übrigens, der nächste Wald dort drüben, das ist dann schon Lettland 😉



Der Teich zu Beginn des Flusslaufes wird auch Teich der Tränen genannt, der sich angestaut haben soll, als der Deutschorden im 13. Jh. zum ersten Mal kam um zu morden und zu brandschatzen, weil die Überlebenden so heftig weinten - passt irgendwie zum Wetter.
Trotzdem hat dem Panorama-Mokka sein Premiumparkplatz gut gefallen.


Exkurs: Geschichten von unterwegs - kleine Straßenkunde zu Litauen.
Das ist eine sehr gute Straße, kann unter Umständen auch kurzzeitig zu einer Art Schnellstraße mit Autobahn-Flair werden, die dann abrupt durch einen Kreisverkehr ihren Charme verliert. 


Das ist eine gute Straße. Wenig Löcher, viele Flicken (vgl. Grünlichtenberg-Reichenbach). Maximal unbefestigter Randstreifen mit teilweise abenteuerlichem, bröseligem Höhenunterschied zum Asphalt. Ich bin die einzige, die bei Gegenverkehr bremst 😅 
Das blaue Schild rechts weist auf eine Bushaltestelle hin. So etwas taucht auch manchmal spontan auf Autobahnen auf, dann ist plötzlich Tempolimit 50 km/h.


Das hier sind meine unberechenbaren Lieblinge. Von losem bis festgefahrenenen Schotter, gesprenkelt mit Kieselsteinen oder Findlingen bis hin zu Sand und Pfützen tief wie der Bodensee ist hier absolut alles möglich. Dank Maps weißt du vorher nie was du kriegst. Gerade diese Straßen entpuppen sich dann aber auch als eben nicht die schnellste Route, da kein vernünftiger Zentraleuropäer hier mit den berechneten 90 km/h drüber schweben sollte 🫣


Wichtig: ich bremse auch für Störche, denn davon gibt es hier mehr als genug.


Und jetzt ging's dann auch endlich mal Richtung Westen, an die See. Vorbei an nachgebildeter heidnischer Opferstätte #100, blies es mir doch direkt die Jacke weg 😳 


Was für ein Sturm, so ein Sandpeeling hatte ich nun wirklich nicht bestellt. Zum Glück habe ich mich gegen Camping entschieden, bei dem Seegang wäre mir in der Hängematte schlecht geworden.



Da die Natur zornig ist und sich selbst erst Mal durchpusten muss, flüchtete ich nich in die Stadt - nach Klaipeda. Hier landen alle Fähren nach Litauen, obwohl es ein wirklich beschauliches Hafenstädtchen ist.
Das Gebiet im Westen Litauens war wiederum das, was die Deutschordensbrüder am längsten für sich behaupten konnten und auch später Hitlers ganzer Stolz, da hieß die Stadt aber noch Memel, benannt nach dem großen Fluss, welcher hier in die Ostsee mündet. Deshalb sind die Antiquariate auch immer noch voll mit deutschen Büchern.

Hier und da blitzen süße Fachwerkfassaden durch, doch irgendwie scheint der Großteil der Stadt eine Baustelle zu sein.








Sogar die "Burg" von Klaipeda ist eingerüstet. 


Bei dem Wetter macht das einfach auch keinen Spaß draußen herum zu tappen. Also Abbruch und einfach mal Beine hoch in der Unterkunft. Ich bin seit einer Woche in the road - ich brauch einfach mal eine Pause.


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