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Veränderungen

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Da steht es nun, ganz einsam und verwaist, mein zu Hause für die letzten vier Wochen. Beräumt um mein Hab und Gut wartet es darauf allein weiter zu fahren. Ich würde am liebsten einfach wieder einsteigen. Es ist merkwürdig, wieder "daheim", wieder drinnen zu sein. Statt mich über die erste richtige Dusche seit langem zu freuen, werde ich ganz traurig und habe Angst das Erlebte und die vielen Erinnerungen mit abzuwaschen.  Mir hat im letzten Monat absolut gar nichts gefehlt. Im Gegenteil, all mein Besitz fühlt sich eher belastend an und ich vermisse die Einfachheit und Ursprünglichkeit. Wieder am PC zu sitzen und von einer Besprechung in die nächste zu zappen ist so surreal und fremdartig, als würde ich es zum ersten Mal tun. Im Buddhismus spricht man zwar vom "Anfängergeist" - man soll allem so unvoreingenommen begegnen, wie als wäre es etwas komplett neues - aber ich glaube, so ist das in diesem Fall nicht gemeint.  Doch trotz dem Wehmut, der mich durch den Tag beg...

Hej då Sverige

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Dann war er eines Morgens unwiderruflich da, der letzte Tag in Schweden. Wir verbrachten ihn überwiegend im Auto, denn der Süden ist recht dicht besiedelt und sehr touristisch. Nichts mehr mit am einsam am Waldrand übernachten. Das hat uns beide nach so viel Abgeschiedenheit in der Natur eher überfordert, also Augen zu und schnell durch.  Den ein oder anderen Stop gab es dennoch. Maps sagt zu Borrås Skåra: "ein schöner Zwischenstopp, um sich Mal kurz die Beine zu vertreten" und das war die hübsche Felsspalte auch. Also kurz durchgeschlüpft und etwas herumgekraxelt und weiter geht's. Ich will nicht sagen, die Kultur kam etwas zu kurz auf diesem Trip, aber wer den Blog schon länger verfolgt, der weiß, dass ich alleine reisend doch noch etwas mehr davon konsumiere. Also stand auch noch ein letztes Museum auf der Liste: das Fotevikens Wikinger-Museum, genau zwischen Malmö und Trelleborg. Es handelt sich dabei um eine nachempfundene Siedlung aus der Wikinger-Zeit, direkt an de...

Felsritzungen und Schärencharme

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Nach einer ruhigen Nacht im Grünen steuerten wir nun die Westküste Schwedens an, um den Bogen rund zu machen.  Unweit der Grenze zu Norwegen liegt der Ort Tanumshede. Hier hat man in einem Areal von knapp 40 Quadratkilometern über 3000 Felsritzungen aus der Bronzezeit bzw. noch früher gefunden. Diese Gegend ist nachweislich seit etwa 8.000 Jahren besiedelt. Der Ort lag damals vermutlich direkt am Meer, denn die Skandinavische Halbinsel hat sich aufgrund der Plattentektonik seit dem fast 30 m gehoben. Das erklärt vielleicht, warum viele der Motive auf den Felsen Boote abbilden. Vermutlich lag hier ein großes Handelszentrum, denn man hat bei Grabungen an den Standorten Alter Siedlungen z.B. auch römische Glasperlen und andere Artefakte gefunden - es muss also auch schon weit vor Christus innereuropäischen Handel über derart weite Strecken gegeben haben. Die Felsritzung von Litsleby wird dominiert durch einen fast 2,5 m großen Speergott und weitere Mensch-, Tier- und Bootsdarstellunge...

Hej då Jamtland

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Wie als wolle der Wetter-Gott uns den Abschied leichter machen, schickte er uns noch ein paar Ragnarök-artige Gewitterwolken am letzen Abend im wilden Jamtland. So langsam wird es Zeit, den langen Rückweg anzutreten. Immerhin haben wir noch ein paar mehr Tage im schönen Schweden vor uns. Trotzdem schwingt etwas Wehmut mit, denn gerade die letzten Tage haben uns sehr geerdet und wachsen lassen. Mir ist wieder einmal mehr bewusst geworden, dass es die kleinen Dinge im Leben sind, die essentiell für mein Wohlbefinden sind. Nichts davon kann man mit keinem Geld dieser Welt kaufen. Es ist das Sonnenlicht, dass morgens durch die Blätter der Bäume im Wald auf mein Gesicht fällt. Es ist das klare, zart plätschernde Wasser im Fluss, dass mich von außen wie von innen erfrischt. Es ist das Lachen eines lieben Menschen, wenn man zusammen herumalbert. Es ist mein starker, gesunder Körper, der mich selbst durch die extremsten Situationen sicher trägt. Es ist die wohlige Wärme des Feuers, die alle St...

Wildes Abenteuer

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Mit all dem Wildnis-Wissen im Gepäck wird es nun Zeit für ein richtiges Abenteuer in Schwedens einsamer Wildnis. Also Rucksack aufgehuckelt und Wanderschuhe geschnürt - Tschüss letzter Rest der Zivilisation. Unser Gastgeber ist hier in der Gegend aufgewachsen und kennt quasi jeden Stein in und auswendig. Ohne ihn wären wir wahrscheinlich schon nach dem ersten Kilometern verloren gewesen, denn dann ging es bereits ab vom ausgezeichneten Wanderweg in den Wald.  Um das ganze auch möglichst authentisch zu gestalten, sandte Njörd uns Regen. In der letzten Woche hatte es davon scheinbar noch nicht genug gegeben, obwohl die sonst so zahmen Flüsse entlang der Route mächtig voll waren. Tag 1 der wilden Wanderung krönten wir im Halbdunkel mit einer aufregenden Flussdurchquerung im hüfthohen Wasser. Zum Glück hilft das Adrenalin für eine gewisse Zeit, das Nässe- und Kälteempfinden zu reduzieren. Zum Trockenwerden hilft nur ein lauschiges Lagerfeuer - was hier in Schweden einfach immer und übe...